Südpartnerschaftsprojekt der Initative „Berlin aktiv im Klima-Bündnis“

Zwischen dem 7. und 10. Juni fand in der Gemeinde Sawre Aboy das IV. Treffen der indigenen Oberhäupter (Kaziken) der Munduruku des Mittleren Tapajós statt. Das damit erstmals ein solches Treffen in dem durch die Unterstützung der Initiative „Berlin aktiv im Klimas-Bündnis“/des Landes Berlin (LEZ) neu errichteten Bildungs- und Kulturzentrum abgehalten werden konnte, ist eine Nachricht, die uns außerordentlich freut! Das erst vor wenigen Monaten fertiggestellte Zentrum trägt den Namen „Centro de Formação Munduruku Akay Buray“. Das ist Munduruku und bedeutet auf Portugiesisch „Estou a disposição. É um prazer receber vocês“ – übersetzt: „Ich bin bereit und es ist mir ein Vergnügen dich zu empfangen!“
Bei dem o.g. Treffen wurde zu dem Themenfeld Kohlenstoffgutschriften und anderen klimabezogenen Begriffen/Instrumenten, die die indigenen Völker direkt betreffen, informiert und diskutiert. Kohlenstoffgutschriften funktionieren nach dem Prinzip „Kompensieren statt reduzieren“: Ein Unternehmen kann eine Obergrenze, etwa für den Ausstoß von Treibhausgasen, legal überschreiten, solange der Nachweis erbracht wird, dass an anderer Stelle der Ausstoß von Treibhausgasen zusätzlich reduziert wurde. Diesen Nachweis liefern handelbare Kompensationsgutschriften. Das in Brasilien bekannteste (marktbasierte) Wald- und Klimaschutzinstrument verbirgt sich hinter dem Kürzel REDD: durch die Schaffung handelbarer Kohlenstoffgutschriften aus Waldklimaprojekten sollen auch dem Privatsektor lukrative Investitionsmöglichkeiten geboten werden.
Das Treffen der Munduruku umfasste Debatten und Präsentationen, die halfen, die mit dem internationalen Kohlenstoffmarkt verbundenen Projekte und damit einhergehenden, oftmals sehr langfristigen Verträge zu verstehen. Die Vertreter*innen der Munduruku fragten, warum sie für globale Umweltprobleme verantwortlich gemacht werden, obwohl sie weder ihr Land und ihre Flüsse ausbeuten und kontaminieren noch die weitere Ausweisung (Demarkierung) von indigenen Territorien und Schuztgebieten blockieren. Die mit den Kohlenstoffgutschriften verbundenen Verträge hingegen können die Nutzung des Regenwaldes durch die Indigenen einschränken und damit deren Lebensgrundlage bedrohen. Wird das Fischen, Jagen und die traditionelle Landwirtschaft unterbunden, zwingt dies die Munduruku dazu, auf Lebensmittel aus der Stadt zurückzugreifen, die teilweise mit Pestiziden belastet sind. So war eine Schlussfolgerung des Treffens, dass die Rethorik der Regierungen und Banken zu Klimawandel und Bioökonomie und damit verbundene Projekte, eher die Ausbeutung als den Schutz der indigenen Territorien/des amazonischen Regenwaldes begünstigen. Die Debatte bei dem Treffen war entscheidend, um diese Themen für alle verständlicher zu machen.

Weitere Infos/Literaturhinweise zu Kohlenstoffhandel wie Brasilianischer Klima- und Umweltpolitik hier:
LETZTE HOFFNUNG BELÉM? „FDCL-Briefing 1“ zur brasilianischen Umwelt- und Klimapolitik
Eine Erfolgsmeldung aus Dubai: keine Vereinbarung über den globalen CO2-Markt

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